Bei unserer Reise durch Neuseeland waren wir unter anderem ja auch zwei Tage in Dunedin gewesen, aber das Wetter war schlecht und die Zeit zu knapp, um noch die Halbinsel Otago Peninsula zu besichtigen. Da wir aber gehört haben es soll dort schön sein und uns auch die Stadt Dunedin sehr gefallen hatte, wollten wir noch einmal dorthin zurückkommen. Also haben wir uns schon eine Zeit vorher für Stellen in und rund um Dunedin beworben. So sind wir dann auf Stefanie gekommen, die im kleinen Örtchen Portobello auf der Otago Peninsula wohnt. Sie brauchte jemanden der ein paar Tage auf ihr Haus aufpasst und ihr im Garten hilft, also hat sie uns angeboten für zwei Wochen zu bleiben. Für uns also perfekt. So sind wir dann mit dem Bus wieder von Christchurch nach Dunedin gefahren. Von dort aus fährt man dann mit einem anderen Bus nach Portobello. Leider war diese Busfahrt auf die Halbinsel nicht gerade die Billigste, aber was soll man tun.
Bei Stefanie angekommen, war sie erstmal gar nicht da, aber sie ließ das Haus offen und wir konnten gleich unser Zimmer beziehen und uns im Haus und im Garten umsehen. Der Garten ist wahnsinnig groß, sie hat jede Menge Bäume, Pflanzen, einen Gemüsegarten, Hühner und Enten. Außerdem sieht man vom Haus aus aufs Meer, was echt schön ist. Als wir aber einen genaueren Blick ins Haus wagten, war schnell klar, dass wir die nächsten zwei Wochen wohl in einer Messibude verbringen würden. Wie in den meisten neuseeländischen Haushalten wurde auch dort leider kein Wert auf Sauberkeit gelegt. Es war mehr als sichtbar, dass da wohl monatelang nicht gesaugt wurde, obwohl zwei Katzen und manchmal ein Hund im Haus leben. Außerdem war alles irgendwo hingestellt, Berge von Papiermüll waren gestapelt. Der ganze Staub und Katzenhaare waren auch für den armen Flo mit seiner Allergie gar nicht angenehm, Gott sei Dank hat er gute Allergietabletten gefunden. Unsere Zimmer war ganz okay, wenn auch natürlich mit jede Menge unnötigem Zeug vollgestapelt. Am Abend ist dann auch Stefanie und ein anderer deutscher Wwoofer gekommen und es gab echt gutes Chilli zum Abendessen. Stefanie arbeitet als Hebamme, ihr größtes Hobby sind aber die Hühner, mit denen sie auf Wettbewerbe geht. Ihr ganzes Vorzimmer ist voller Urkunden :D Außerdem verarbeitet sie gerne die Ernte vom Garten oder der Farm indem sie Marmelade, Dressing etc selbst zubereitet. Finde ich sehr cool!
Ihr anderes Hobby ist Bauchtanzen und Röcke dafür nähen. Nicht zu vergessen ist ihre, kein Scherz, Leidenschaft für Facebook. Den ganzen Tag checkt sie was es neues gibt, postet immer Fotos oder teilt Artikel. Wie haben natürlich ihr Profil angeschaut und es waren ohne zu übertreiben jeden Tag 5 neue Posts. Ein Post hat uns besonders schockiert. Ein Foto von Wwoofern, die für sie gearbeitet haben und die Kommentare. Eine Frau fragte, wie das abläuft, also was die Wwoofer bekommen,damit sie da arbeiten. Ihre Antwort- ich zitiere: "You just feed them and give them a bed and they work for you". Das fanden wir echt heftig. Eine andere meinte auch, dass ihre Helfer nicht taff genug waren und die Working attitude gefehlt hat. Klingt alles, als wären Wwoofer für sie nur billige Arbeiter.
Naja, Facebook hat eben bei ihr Priorität, da hat man halt wenig Zeit für die Arbeiten im Haushalt. Die Gute ist also immer sehr beschäftigt.
Am ersten Abend war es wirklich so kalt im Haus, generell hatte es im Durchschnitt meistens nur 14-17 Grad. Aber sie meinte zu mir, es wäre heute eh warm. Okay, anscheinend hat sie kein Kälteempfinden. Am nächsten Tag sind wir nochmal in die Stadt gefahren, um alles einzukaufen, wenn Stefanie nicht für uns kocht. Außerdem haben wir noch billig ein Fahrrad ersteigert, um uns auf der Insel etwas umzuschauen. Stefanie hatte nur ein kaputtes Fahrrad, was aber schnell wieder gerichtet war, also hatten wir dann zwei. Komischerweise wollte sie die ersten paar Tage gar nicht, dass wir arbeiten, aber gut, darüber kann man nicht klagen :D Leider hat sie aber oft Gemüse gekocht was mir gar nicht geschmeckt hat. Sie war ganz geschockt, dass ich Gemüse nicht esse, aber paar Sachen ess ich ja doch, dann war sie wieder beruhigt. Meistens gab’s dazu Fleisch von der Farm ihres Mannes. Zur Nachspeise meistens Apple Crumble mit Eis, das war echt ein Traum!! Der war so gut.
Als sie dann weggefahren ist, war glaub ich meine erste Reaktion staubsaugen und Staub wischen. Dann haben wir auch noch die schlimmste Unordnung beseitigt, den Ofen eingeheizt und so wurde es dann eigentlich ganz gemütlich und wohnlich. Die Tage alleine im Haus waren entspannt, wir haben zum Beispiel Dinge wie Videos aussortieren erledigt. In der Früh und am Abend wars dann unsere Aufgabe die Hühner zu füttern, was auch nicht sehr schwierig war. Und um die Katzen mussten wir uns auch kümmern, wobei die eine immer nervig kuschlig war und einfach nicht aus unserem Zimmer kommen wollte. Katzen wurden im Haus generell anscheinend wie Menschen behandelt, sie waren oft bei oder auch am Tisch. Naja.. Jedenfalls ist dann auch ihr Mann Bob gekommen, der meistens auf einer Farm eine Stunde entfernt ist. Dort hat er auch jede Menge Tiere. Er meinte er ist froh, wenn er sein Ding machen kann und sie ihn nicht dauernd kontrolliert. Er ist auch wirklich ein cooler Typ, hat sich immer mit uns unterhalten, war großzügig und lustig. Für drei Tage hatten wir auch noch seine Hündin Lily da gelassen, wir sind auch brav mit ihr Gassi gegangen. Sie war wirklich ein süßes Tier.
Als Stefanie wieder zurück gekommen ist, wurde uns dann auch deutlich, was Bob mit dauernd kontrolliert werden meinte. Jedes Mal wenn wir in der Küche waren, ist sie hergekommen und wollte sehen was wir tun. Einmal hatte ich sogar eine kleine Diskussion mit ihr. Obwohl sie drei Räume zur Verfügung hatte um am Laptop zu arbeiten hat sie trotzdem den ganzen Esstisch mit ihrem Papierkram voll geräumt, war etwas unangenehm wenn man daneben essen wollte. Für die letzten 5 Tage war noch Arbeit für uns angesagt. Zuerst Unkraut jäten, dann wollte sie dass wir ihren in sich zusammen gefallenen Holzunterstand wieder neu Aufbauten. Eine Challenge mit 100 Jahre altem morschen Holz und komplett gerosteten Metallplatten. Das Werkzeug war auch einfach irgendwo hingeschmissen, der Akkuschrauber nicht aufgeladen und wir nicht die richtige Scheibe für die Flex, das heißt wir mussten die Metallplatten mit einer Zange zuschneiden. Das war mega anstrengend und wir fragten uns so oft, warum man nicht einfach das richtige Werkzeug kaufen kann?!
Flo machte das Zusammenbauen trotzdem recht großen Spaß und ich fands auch ganz lustig, wenn auch anstrengend. Das Ergebnis kann sich auch bei den Umständen durchaus sehen lassen.
Die anderen Tage mussten wir einmal den Hühnerstall ausmisten und wieder Stroh hinein geben, war nicht meine Lieblingsarbeit aber okay.
Außerdem haben wir wirklich jeden Tag das komplette Geschirr gewaschen. Aus Höflichkeit haben wir am ersten Tag begonnen, das Geschirr zu waschen, ist doch selbstverständlich. Der andere Wwoofer hat nicht einmal den Finger gerührt. Dann dachte sie anscheinend wir sind ihre neuen Abwäscher und hat uns immer ihr ganzes Geschirr hingestellt. Wenn das Fertige trocken war hat sies auch nie weggeräumt, wir haben einfach alles gemacht. Einer von uns ist oft 40min gestanden und sie hat sich nicht einmal bedankt. War echt ärgerlich..
Am Nachmittag haben wir dann einmal einen Ausflug nach Dunedin gemacht, sind ins Kino gegangen um uns den neuen Dschungelbuch Film anzuschauen.
Einen anderen Tag sind wir mit den Fahrrädern zu Allans Beach gefahren, ein wirklich wunderschöner Sandstrand, wo man manchmal sogar Seelöwen sehen kann. Die Fahrt dahin war ordentlich anstrengend es ging meistens wirklich steil bergauf. Nach ungefähr 40min sind wir dann angekommen und es war schon späterer Nachmittag. Der Strand war echt wunder wunder schön, es war irgendwie neblig und deswegen hats echt magisch ausgesehen. Bei unserem Spaziergang am Strand haben wir natürlich auch einen fetten Seelöwen gesehen, der gemütlich herum gelegen ist. Nicht schlecht so ein Leben! :)
Mit der Zeit ist auch der Sonnenuntergang langsam gekommen und dann wars noch schöner, wir sind aus dem Staunen gar nicht mehr rausgekommen. Und dann wäre fast noch ein Unglück passiert. Wir wollten ein Foto von uns machen, haben meine Kamera mit dem Stativ auf den Boden gestellt. Wird schon keine Welle kommen. Falsch gedacht! Auf einmal ist eine ordentliche Welle drauf zugekommen. Ich bin wie eine Irre hingelaufen und konnte sie Gott sei Dank grad noch retten. Sie war nur ganz wenig nass. Meine Schuhe hingegen waren komplett nass, aber mein Baby war geredet!!
Am Rückweg habe ich glaub ich den schönsten Sonnenuntergang meines Lebens gesehen. Der Weg führte in eine Bucht wo durch die Flut bereits schon Wasser war. Der Himmel war so schön und das ganze hat sich auch noch im Wasser gespielt. Wahnsinn! Ich konnte gar nicht aufhören Fotos zu machen und vor lauter Staunen sind wir beim zurückfahren schon in die Dunkelheit gekommen. War ein toller Ausflug.
Einen anderen Tag sind wir noch zu einem weiter entfernten Strand gefahren, dort hin gings fast nur bergauf, das war echt heftig. Der Strand war wirklich ewig und auch sehr schön. Der Rückweg war dafür dann echt ein Spaß.
Ein anderes Mal fuhren wir noch zur Marine Station Nähe Portbello, war auch hübsch. Das war dann schon einer unseren letzten Tage.
Am Tag der Abreise gab es leider noch ein kleines Ärgernis. Da unser Bus um 1 Uhr mittags zurück ging, haben wir logischerweise nicht mehr gearbeitet. Dann beim Frühstück meinte Stefanie plötzlich ob wir denn keine Zeit mehr zu arbeiten hatten. Was?!? Wir reisen doch ab und am Abreisetag muss man nicht mehr arbeiten, das war für uns ganz normal und war auch bei den anderen Stellen so. So dreist von ihr.
Ich war so schockiert, ich konnte gar nichts sagen, sondern hab ihr nur einen sehr bösen Blick zugeworfen. Sofort bin ich vom Tisch aufgestanden, mir ist jeglicher Appetit vergangen. Flo erklärte, dass wir ja nicht mehr dort schlafen. Aber wir essen noch Frühstück,meinte sie. Nur Toast, Ei und Marmelade haben wir gegessen. Wie kann man nur so kleinlich und geizig sein.
Flo wollte dann wissen, ob alle ihre Wwoofer noch arbeiten bevor sie abreisen. Nein, meinte sie, aber sie machen noch das Bett und saugen das Zimmer.
Warum sagt sie das nicht gleich?? Ist doch kein Problem. Das haben wir dann also gemacht und dann war sie eh zufrieden. Beim Verabschieden hat sie sich dann auch wirklich ordentlich bedankt, also gut. Wir waren froh, wieder weg zu sein.
Alles in allem wars es trotzdem echt eine schöne Zeit und eine neue Erfahrung.
Zurück in Christchurch hat uns Prudence von der Busstation abgeholt und heim gebracht. Ich hab mich so gefreut sie zu sehen, mit ihr versteh ich mich einfach. Es war wie nachhause kommen, also ein echt schönes Gefühl.
:)